Konflikte lösen - Wirksam sein ohne Kampf

Die aktuelle Zeit ist eine Lehrstunde für den Umgang mit Situationen, in denen Menschen vollkommen gegensätzliche Positionen einnehmen. Weil Konflikte oft so einfach und Lösungen oft so schwer sind, nimmt dieser Artikel Sie mit auf eine Reise. Denn bevor Sie de-eskalierend handeln können, müssen Sie erst ein paar innere Weichen stellen, die es braucht, damit sich Konflikte lösen. Mit Einsicht zu Weitsicht und gemeinsamen Perspektiven.

Konflikte lösen

Wirksam sein ohne für oder gegen etwas zu kämpfen

Konflikte heraufbeschwören, geht so: „Wir müssen uns gegen das Virus wehren, mit allem, was wir haben“, sagen die einen. „Wir müssen uns gegen Einschränkungen, autoritäre Verordnungen und Entmündigung wehren“, so die anderen. Rigoros, lautstark, mitunter aggressiv und unversöhnlich sind oft beide Seiten. Und egal, was Sie persönlich inhaltlich für richtig halten – Konflikte lösen geht (scheinbar) so: Entschiedener Widerstand gegen die anderen. In den meisten Fällen geht das aber schief. Denn auf Aktion erfolgt Re-Aktion. Widerstand erzeugt in der Regel mehr Widerstand. Die Lösung kann also nur darin bestehen, aus Ihrer geballten Faust eine offene Hand zu machen. Der Ausweg entsteht also im wahrsten Sinne des Wortes im Handumdrehen. Das erfordert Ihren Mut, Selbstbeherrschung und Disziplin. Hier lesen Sie, wie es Ihnen besser gelingt, dem mächtigen Impuls zu widerstehen, Ihr Gegenüber zum Gegner zu machen, das Sie dann mit der Überzeugung, im Recht zu sein, bekämpfen.

 

Konflikte lösen - gefangen in Feindschaft

Wir sind alle gemeinsam in der Corona Zeit gefangen. Deshalb ist es ein gutes Beispiel, das anschaulich zeigt, wie wir es immer wieder schaffen, uns gemeinsam genau die Welt zu erschaffen, für die sich wohl nur die wenigsten freiwillig entscheiden würden. Wie also können Sie das Richtige tun ohne Recht haben zu wollen? Wie können Sie Manipulation und Zwang den Rücken kehren und doch enorm stark und wirksam sein? Wie können Sie konstruktiv Konflikte lösen?

Was bewirkt Widerstand?

Konflikte lösen - Angst überwinden

Eine sehr einfache und sowohl in körperlicher als auch psychischer Hinsicht gut belegte Weisheit besagt: „Angst macht dumm“. Und natürlich macht sie aggressiv. Denn Angst schaltet das denkende Hirn aus und aktiviert das limbische System. Dieses älteste Hirnareal lässt unser archaisches Ich erwachen – plakativ ausgedrückt: die tief in unserer emotionalen Genetik verankerte Erinnerung an den Säbelzahntiger. Unmengen an aktivierenden Hormonen fluten dann unseren Körper, erhöhen schlagartig unsere Wachsamkeit und versetzen uns in die Lage, uns schnell außer Gefahr zu bringen.

Der Nachteil: unser Denkvermögen reduziert sich auf die Alternativen Angriff und Flucht. Wir sehen uns von Feinden umzingelt und die Welt um uns dunkel wird dunkel. Das liegt nicht etwa daran, dass die Welt dunkel wäre. Sondern daran, dass wir uns in einen Tunnel begeben. Wenn unsere Existenz gefährdet ist oder wir glauben, dass es so ist, verengen wir unsere Sicht extrem. Wir fokussieren auf ein einziges Ziel: Überleben. Bei Gefahr ist Widerstand der beste Schutz, den wir haben. Und er wird zum größten Hindernis, wenn wir vergessen, wo wir sind, weil wir das Licht am Ende des Tunnels nicht sehen können.

Das Spiel mit der Angst

Es gibt viele, die mit existentiellen Ängsten spielen und versuchen uns damit auf ihre Seite zu ziehen. Manche tun es mit körperlicher Gewalt, andere mit psychischem Druck und die nächsten greifen zu einem medialen Zahlen-Bombardement. All diese Methoden sind entweder darauf ausgerichtet oder erzeugen es als Nebeneffekt: Der Überlebensmodus verfestigt sich in einen Dauerzustand. Ohne es zu merken, verkleinert sich so unsere natürliche Intelligenz. Denn das denkende Hirn ist ein Muskel, der – wie alle anderen auch – erschlafft, wenn man ihn nicht nutzt, weil man aus Angst permanent instinktiv entscheidet und in den Kategorien Schutz und Gefahrenabwehr handelt. Das perfide: Zahlen sind die Könige im Reich der Wissenschaft. Sie sind eine Autorität, die wir oft akzeptieren ohne sie wirklich zu verstehen. Eine Autorität, an die wir vermeintlich aufgeklärten Menschen oft so sehr glauben, dass sie das eigene Denken ersetzt.

Konflikte lösen heißt Weichen neu stellen

Der Wendepunkt

Konflikte lösen heißt Weichen neu stellen

Glücklicherweise nimmt das Spiel irgendwann eine Wendung. Gewöhnung und Überdruss sorgen dafür, dass die Angst ständig gesteigert und neu befeuert werden muss. Doch ab einem bestimmten Punkt löst die nächste Zahl weniger und die nächste noch weniger Angst aus. Haben die Botschaft und ihre gebetsmühlenhafte Wiederholung ihren Zenit überschritten, lassen sie uns ermüden. Ob sie wahr ist oder nicht, spielt am Ende keine Rolle mehr. Wir stumpfen ab. Weitere alarmierende Warnungen können dann manchmal sogar lächerlich wirken. Und genau jetzt kommt es darauf an.

Denn in diesem Zustand passieren wir – oft unbemerkt – eine Weiche. Einige folgen ab hier dem Weg in die Gleichgültigkeit und verlieren dadurch ihre Fähigkeit, wirkliche Gefahren zu erkennen und Situationen richtig einzuschätzen. Andere biegen in Richtung Gewalt ab und verlieren ihre Fähigkeit, Vielfalt zu bewahren und Andersdenkende wohlwollend in ihre Entscheidungen mit einzuschließen. Und wieder andere denken und reden viel von Dingen, die ihnen wichtig wären, doch handeln sie nicht danach. Wer diesem Gleis folgt, verliert die Fähigkeit, zu sich selbst zu stehen und läuft so sehenden Auges in das tiefe Tal der Geschwister Unzufriedenheit, Ohnmacht und Depression. Alle, die im dunklen Tunnel bleiben, verlieren. Und dann gibt es die Menschen, die den Tunnel verlassen. Wie machen sie das?

Nun, auch sie entscheiden sich und lösen damit eine Kette von Veränderungen aus. Oft noch sehr vage und dennoch sehr bewusst, keimt in Ihnen der Wunsch, zu tun, was die Welt erhellt und zu lassen, was die Welt verdunkelt. Ihr kritischer Blick fällt auf sie selbst. Sie gestehen sich ein, dass sie im eigenen Tunnelblick gefangen sind und erinnern sich immer wieder daran, was passiert, wenn wir um unsere Existenz fürchten: Wir werden von unserer Angst körperlich und emotional beherrscht, unser ansonsten klarer Blick wird trübe und unser Herz verschließt sich.

Diese Kehrtwende hinzukriegen, hört sich allerdings leichter an als es ist. Denn wir Menschen laufen gerne mit der Herde. Und wenn die Gruppe, deren Teil wir sind, groß ist, wenn viel auf dem Spiel steht und es deshalb hitzig zugeht, wenn wir selbst betroffen sind uns deshalb nicht am Rand, sondern in der Mitte aufhalten – dann sind wir schnell Getriebene, die andere mitunter selbst unbarmherzig vor uns hertreiben.

Konflikte lösen - Tunnelblick auflösen

Doch wer sich zu diesen ersten Schritten durchringen kann, der bewirkt etwas sehr Wichtiges: Es gelingt immer besser, den zahlreichen Verführungen der Angst zu widerstehen. Weil man Stück für Stück immun wird gegen die Forderung nach Gehorsam und Anpassung an unter Androhung von Unheil hervorgebrachte einfache, pauschale, „alternativlose“ Lösungen jeglicher Coleur. Sie erzeugen weniger Resonanz, weil sie dann leichter als genau das erkennbar sind, was sie eben sind. Man wird klarer und ist wieder besser in der Lage, wertvolle von irreführenden Informationen zu unterscheiden, seinem eigenen Urteil zu vertrauen und umsichtiger zu handeln.

 

Konflikte lösen – Auf das neue Ziel fokussieren

Schon steht man an der nächsten Weiche. Jemand, der hier die gerade gewonnen Erkenntnisse nimmt und in Richtung Lehre abbiegt, findet sich bald in einer neuen Schleife wieder. Denn dem Wissenden lauert eine Tücke: Kommt die gute Absicht, neues Wissen und Erfahrungen mit anderen zu teilen zu früh, verwandelt sie sich schnell in „heilsbringende Missionen“ und damit zurück in Besserwisserei und Widerstand gegen den Fluss lebendiger Entwicklung. Denn dieser entspringt nun mal in der Vielfalt von Menschen, Settings und den entsprechend unterschiedlichen Erfahrungen, Meinungen, Wissen und Weisheit. Anders diejenigen, die den Weg wählen, der in Richtung des Lichts führt, das oft nur als kaum erkennbares Pünktchen irgendwo in der Ferne des unendlich erscheinenden Tunnels sichtbar wird. Sie stehen alsbald vor einer neuen Entscheidung. Denn dieses Licht blitzt gerne auf, wenn wir völlig unvermittelt von einem winzigen Moment inniger Liebe überwältigt sind oder einen plötzlichen stechenden Schmerz verspüren, wenn etwas verloren geht, das uns ans Herz gewachsen ist. Es ist ein sehr kraftvoller Blitz – einer, der hat die Macht, eine unstillbare Sehnsucht nach Glück, Freude, Friede und Liebe zu entfachen. Die einen sind davon geblendet und schauen schnell wieder weg. Andere zieht er an wie ein Magnet. Und diese Menschen rauschen mit einem Wusch! ans Ende des Tunnels.

 

Mutig sein!

Der eigenen Sehnsucht folgen

Der eigenen Sehnsucht folgen

Die wichtige Entscheidung an diesem Punkt besteht darin, zuzulassen, dass diese überwältigende Sehnsucht, die das Bollwerk der Kontrolle weggefegt hat, in dem Augenblick weiterfließt, wenn der rationale Geist begreift, was geschehen ist. Eine weitere Weiche also: Sich geblendet abwenden oder weitergehen? Sie ahnen es. Die Menschen, die sich entschließen, ihre Gefühle und ihre Sehnsucht zu blockieren und sofort wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, drehen die nächste Schleife. Wer aber mutig und ergeben beschließt, diesen Moment des Kontrollverlusts zu verlängern, ist dabei, wirksam zu sein, ohne dabei die eigene Kraft im Widerstand gegen etwas oder andere spüren zu müssen. 

Nun gilt es, der eigenen Sehnsucht nach einem liebevollen Dasein zu folgen und sie immer wieder neu in sich zu erzeugen. Diese Entscheidung bewirkt ein Wunder. Denn Sehnsucht heißt ja nicht umsonst Sehnsucht. Sehnsucht erzeugt Lust. Dabei ist es zunächst egal, ob sie erfüllt ist oder nicht. Wer sich darauf einlässt, findet allerdings schnell heraus, dass wesentlich mehr Endorphine ausgeschüttet werden, wenn man in die erfüllte Sehnsucht eintaucht anstatt in die unerfüllte. Ist das nicht eine schöne Weiche? Folgen Sie einfach Ihrer Lust! Dieses innere Belohnungssystem ist auch der Grund dafür, dass der weitere Weg bis hin zu wirksamem Handeln ab jetzt leichter wird. Weil Sie lernen, wie Sie Ihren Körper immer wieder neu in einen Glückszustand zu versetzen. Das Umfeld ist das gleiche, der Verstand behauptet hartnäckig das Gegenteil. Und doch beginnt die alte Welt zu ruckeln und zuckeln und dann dreht sie sich um.

Glück ist nur ein Etappenziel

Menschen, die eine erfüllte Sehnsucht in sich nähren, beginnen Fragen zu stellen. Allerdings fragen Sie dabei immer weniger nach den Umständen, die sich ändern sollen. Sie drehen und wenden stattdessen immer öfter ihre eigene Sehnsucht. Sie erkunden Glück, Freude, Friede und Liebe, indem sie sich einfach hineinbegeben. Was man sich ohne es zu kennen kaum vorstellen kann, stellt sich von alleine ein, sobald man immer wieder sanft in den kleinen Funken erfüllter Sehnsucht hineinbläst. Das Geheimnis liegt in der Entscheidung, sich mit den eigenen erfüllten Sehnsüchten immer wieder neu zu erfüllen. Ja. Lesen Sie das ruhig noch einmal. Und wer jetzt erkennt, dass Glück nicht das Ziel ist, sondern es um das Handeln geht, da daraus entsteht, ist bereit zu springen.

Konflikte lösen – Kraftvoll ohne Widerstand

Wer Widerstand leistet, will kraftvoll und wirksam sein. Doch da ist immer das Problem, dass Widerstand neuen Widerstand erzeugt, den es zu überwinden gilt. Ganz gleich ob man gegen oder für etwas kämpft. Die Alternative besteht darin, den Widerstand selbst aufzugeben. Die Idee aufzugeben, ohne Widerstand sei man schwach. Das Gegenteil ist der Fall: Nichts macht stärker, als mit dem Leben zu fließen. Ok. Die meisten brauchen einen kleinen Trick. Spontan Liebe in sich zu erzeugen, mag schwierig sein. Aber einen Gedanken an etwas oder jemanden als Vehikel zu dieser erfüllten Sehnsucht zu nutzen und ihr zu erlauben, sich auszubreiten – das lernt man schnell.

Viele Hürden und Zweifel fallen in sich zusammen, sobald man im eigenen Körper erlebt, wie erfüllte Sehnsucht nicht weggespült, sondern trägt. Und dann wird es lebendig: Wenige Sekunden ohne Zweifel reichen nämlich aus damit plötzlich Ideen, dazu passende Gelegenheiten und hilfreiche Menschen auf Sie niederregnen. Wieso? Widerstand erzeugt neuen Widerstand. Genauso zuverlässig wie Handeln, das aus Liebe geschieht, eine sprudelnde Kaskade neuen Handelns erzeugt, das aus Liebe geschieht. Legen Sie los. Stellen Sie die Weichen. Raus aus dem Tunnel.