Gute Kommunikation

Gute Kommunikation ist weit mehr als Sprache. Sie ist der Kitt, der Unternehmen zusammenhält. Sie ist die Ablagerung, die Menschen und Abläufe hemmen und bis zum Infarkt der gesamten Firma verstopfen kann. Mitunter ist sie der hochexplosive Sprengstoff, der große Vorhaben mit wenigen Worten zunichtemacht, ebenso wie die kleine Geste, die genügt, um wieder Bewegung in ausweglos erscheinende Situationen zu bringen. Und sie ist die Voraussetzung dafür, dass verborgene Talente und Potenziale entdeckt werden und sich im Menschen entfalten können. Kommunikation, die Menschen und Unternehmen dient, informiert nicht nur, sie verbindet.

Das wahre Geheimnis einer solchen Kommunikation ist dabei in erster Linie nicht das Reden, sondern das Zuhören.

Gute Kommunikation – Basis für gute Führung

Warum miteinander reden so wertvoll ist

Studien (z.B. Gallup) beziffern den Verlust, den deutsche Unternehmen jährlich aufgrund schlechter Führung verzeichnen, auf ca. 100 Mrd. Euro. Der Hauptbestandteil von Führung ist Kommunikation. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass 70% der Mitarbeitenden lieber schweigen als zu reden. Fatal, wenn es dabei um Fehlentwicklungen im Unternehmen geht! Wenn sich Menschen einander nicht oder nur wenig verbunden fühlen, reden sie außerdem eher übereinander als miteinander.

In Reden zu investieren, lohnt sich

In eine gelungene Kommunikation zu investieren, verbessert also nicht nur das zwischenmenschliche Klima und macht dadurch das Arbeiten für alle angenehmer. Den Fokus konsequent auf diesen „soft factor“ zu richten, ist vielmehr eine der wichtigsten ökonomischen Entscheidungen im Unternehmen. Gelungene Kommunikation macht Unternehmen attraktiv, visionär, effektiv und effizient. 100 Mrd. Euro, die für sinnvolle Ziele eingesetzt werden können. Ein riesiges Potenzial. Eine ernstzunehmende Alternative, um Geld einzusparen. Die Chance, vom Menschen her zu denken und für Menschen zu handeln. Im Unternehmen, zwischen Unternehmen und weit darüber hinaus.

Schlechte Kommunikation ist teuer

Unterschwelliges, Unausgesprochenes – der Widerspruch zwischen dem, was laut gesagt und leise gedacht wird, vergiftet unaufhaltsam das Klima im Unternehmen. Hinzu kommt: Mitarbeitende, die sich nicht mit Ihrer Firma identifizieren, kündigen. Lange bevor sie es faktisch tun, verabschieden sie sich innerlich. Meist unbemerkt. Es sollte ein Alarmsignal für alle Unternehmen sein, dass sich nicht einmal 20% der Mitarbeitenden ihrer Firma wirklich zugehörig fühlen. Und das in Zeiten, in denen Arbeitgeber händeringend nach Mitarbeitenden suchen und alle Kräfte und Potenziale brauchen, um erfolgreich zu sein.

Mindsets steuern, was wir sagen

Viele Unternehmen haben mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt und machen sich auf den Weg. Doch Kommunikation ist auch eine lebenslange Gewohnheit und Ausdruck von allem, was man gelernt, erfahren und dadurch verinnerlicht hat. So kommt es, dass es trotz der Einsicht in die hohe Bedeutung von Kommunikation noch viele Führungskräfte und Unternehmenslenker gibt, die sich zwar mitdenkende, loyale und verantwortungsbereite Mitarbeitende wünschen, in deren Köpfen aber gleichzeitig noch die Idee vorherrscht, man müsse Menschen sagen, was sie zu tun haben und sie kontrollieren. Genau so wird dann kommuniziert – einer gibt vor, was ihm selbst am meisten nützt, die anderen sollen gehorchen. Und das freiwillig und mit vollem Einsatz.

Ebenso hemmend wirkt sich die Vorstellung aus, man könne die Interaktion zwischen Menschen an Maschinen delegieren oder komplett ersetzen. Methodengetriebene Ansätze, in denen digitale und andere Technologien nicht der Entlastung und Entwicklung der Menschen dienen, sondern Mitarbeitende immer weiter kommerzialisieren und ihre Belange weitgehend außen vor lassen, sind kontraproduktiv. Denn Unternehmenserfolg braucht Mitdenken, Vertrauen, Teamspirit, loyales Verhalten und ein JA! zu Verantwortung. Grundlage dafür ist allem voran das Lächeln auf den Gesichtern, das Mitarbeitenden und Unternehmen erst Lebendigkeit einhaucht – und das entsteht nur dann, wenn Menschen sich verbunden fühlen und sich angenommen wissen. Dafür braucht es eine Kultur, in der Menschen einander Aufmerksamkeit schenken, mitbekommen und ernst nehmen, was sie jeweils persönlich und als Gemeinschaft umtreibt. Zuhören also. Kommunikation, die Beziehungen fruchtbar macht. Im Unternehmen und sonst auch.

Zuhören – Die Essenz guter Kommunikation

Wie gut ein Mensch in der Lage ist, einem anderen zuzuhören, hängt unmittelbar mit seiner Fähigkeit zusammen, den anderen in sein Blickfeld zu integrieren.

  • Für einen Menschen in einer vollkommen egozentrierten Ausrichtung ist das Gegenüber lediglich ein Statist für die eigene Bühne. Er wir nur hören, was seine eigenen Ansichten bestätigt. Kommunikation und Verhalten sind entsprechend am eigenen Denken und Fühlen orientiert und dienen ausschließlich den eigenen Zwecken.
  • Sobald sich jemand ein wenig öffnet, ist er in der Lage, Argumente auszutauschen. Der andere wird dann vor allem als Sparringspartner geschätzt. Es entstehen „Kopf-zu-Kopf“-Gespräche, in denen es um das rationale Abwägen gewichtiger oder weniger gewichtiger Erklärungen und Begründungen geht. Debatten, mit dem Ziel, den Gegner zu überzeugen. Der Nachteil ist, dass solche Gespräche oft Duellen gleichen – Sieger ist, wer den anderen dazu bringt, der eigenen Rede zuzustimmen. Viele Menschen, Teams und gesamte Unternehmen agieren in dieser Haltung – und laufen dadurch Gefahr, im Freund-Feind-Kampfmodus weit hinter ihren Möglichkeiten zurückzubleiben.
  • Erst aus der Fähigkeit und der Bereitschaft (!), sich in den anderen hineinzuversetzen, entsteht empathisches Zuhören. Die eigenen Gefühle und Bedürfnisse genauso wie die des Gegenübers rücken nun mit ins Zentrum der eigenen Aufmerksamkeit. Sie ermöglichen Meinungs- und Wissensvielfalt genauso wie berührende Begegnungen und führen dazu, dass sowohl emotionale als auch rationale Belange in Handlungsentscheidungen einfließen. Die Weichen sind gestellt, um Menschen in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen. Die Chance auf Verbindung und Lösungen, die allen Beteiligten gerecht werden, wachsen, weil Liebe und Zugewandt sein, Egozentrik und Nutzenorientierung als Grundhaltung ablösen.
  • Spüren Menschen diese Verbundenheit, sind sie sicher und zufrieden – die Voraussetzung dafür, dass die Kraft, die sonst gebraucht wird, um sich seiner selbst zu versichern und sich zu schützen nun in andere Aspekte der Realität fließen kann. Der Wahrnehmungsradius erweitert sich. Teams können jetzt die Energie nutzen, die durch ihre Co-Creation neu entsteht. Anstatt die Zukunft aus der Vergangenheit zu modellieren, ist es nun möglich, Entwicklungspotenziale zu be-greifen, die sich aus der Zukunft zeigen möchten. Visionieren, also die Vergegenwärtigung der Zukunft, kann als kreativer Prozess für wichtige strategische und produktbezogene Entwicklungen genutzt werden.
Zuhören

Hört sich das im ersten Moment vielleicht ungewöhnlich an? Nun, auch Gedanken sind Energie. Und genauso wie Menschen ihre vielen Gedanken entsenden, so können sie diese Energien auch in sich aufzunehmen und sie sich über Assoziationen, Gefühlseindrücke oder intuitives Wissen bewusst machen. So wie man einen Raum betritt und die Stimmung darin richtig erfasst ohne darüber nachzudenken.

Neue Unternehmenswelten eröffnen sich

Unternehmen profitieren in vielerlei Hinsicht, wenn sie in die Qualität des Zuhörens investieren und sich in der Kommunikation auf Beziehungspflege konzentrieren. Denn von anderen mit dem Herzen gehört zu werden, ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, das den, der zuhört, genauso verändert wie den, dem zugehört wird.

Zuhören lässt Menschen mitfühlender werden. Dadurch verbessert sich auch die Qualität des Redens und Schritt für Schritt erweitert sich das Repertoire konstruktiver Verhaltensweisen. Oft geschieht dies fast ohne weiteres Zutun – allein aufgrund der Tatsache, dass man den anderen erspürt und seinem Tun und Sein eine Bedeutung gibt. Denn Menschen beenden in der Regel ihren Kampfmodus, wenn sie die Erfahrung machen, dass sie dadurch selbst mehr Freude, Dankbarkeit und Liebe empfinden. Weit effektiver als Gratifikationen durch das Unternehmen sorgt dafür unser körpereigenes Belohnungssystem. Und wo gute Beziehungen herrschen, steigen die Leistungen und werden bessere Ergebnisse erzielt.

NNeue Untenehmenswelten

Dient die Geschäftsleitung als Vorbild für eine entsprechende Kultur, entwickeln Menschen die Kraft und das Durchhaltevermögen, das gesamte Unternehmen zu verwandeln. Das kontinuierliche Signal „Ich höre Dich“ in persönlichen Beziehungen und das Übersetzen einer entsprechenden Kommunikation in (Beteiligungs-)Strukturen wie etwa Holocracy oder Soziokratie sorgen für Entspannung sowohl auf der individuellen als auch auf der kollektiven Ebene – die Basis des Unternehmens erneuert sich. Dann genügt es nicht mehr, dass wenige gewinnen. Die Verknüpfung der Freude des anderen mit dem eigenen Wohlergehen führt fast automatisch zum Bestreben, win-win-win-Situationen zu erschaffen. Erfolg bemisst sich darin, wie viel das eigene Handeln zum Wohlergehen der Gemeinschaft beiträgt. Werteorientierung ist nicht mehr exotisch, sondern wird zur selbstverständlichen Normalität.

Eine Unternehmenskultur, die auf einem solchen Verständnis von Kommunikation basiert, ist außerdem bestens geeignet, um eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen. Denn gerade in unserer von Technologie bestimmten schnellen Zeit, in denen die Jungen so ganz andere Vorstellungen von Leben und Arbeiten haben und Fertigkeiten entwickeln, die den Älteren oft fremd sind, erhöht zuhörende Präsenz dramatisch die Wahrscheinlichkeit, Botschaften richtig zu verstehen, Verständnis zu entwickeln und die Bereitschaft, voneinander und miteinander zu lernen.

Eine Utopie? Keineswegs! Ein Boost für jeden Einzelnen. Für Unternehmen. Für uns als menschliche Gemeinschaft.

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