Agiles Arbeiten

Agiles Arbeiten – Wann arbeiten agile Unternehmen wirklich agil?

Iterative Arbeitsprozesse, Effizienzsteigerung, schnelle Anpassungsfähigkeit – Agiles Arbeiten ist in aller Munde. Als Antwort auf die Frage, wie man auf schnelle Märkte reagieren und mit dem hohen Wettbewerbs-und Innovationsdruck umgehen kann. Wie man für Fachkräfte attraktiv sein kann. Warum funktioniert es dann so oft nicht?

Eine mögliche Antwort – weil allzu oft hinter neuen Methoden altes Bewusstsein steht.

Was heißt eigentlich agil?

Agil heißt wörtlich übersetzt „beweglich“ – beweglich sein in einer Welt, die sich ständig, schnell und unberechenbar verändert. Agiles Arbeiten wurde ursprünglich für die Anforderungen der Automobilindustrie konzipiert und dann als Antwort auf die komplexen Fragestellungen unserer globalen und digitalen Zeit von der IT-Branche aufgegriffen – einem Hochgeschwindigkeits-umfeld, in dem sich konventionelle Denk- und Arbeitsweisen schon früh als Sackgasse entpuppt haben. Was die Dynamik der Märkte für erfolgreiches Arbeiten bedeutet, kommt nun auch in anderen Branchen an. Sie wollen agil werden – und stellen oft schon die falsche Weiche bevor sie anfangen.

Wie ticken agile Unternehmen?

Die wichtigte Zutat: Freiwilligkeit – die Mitarbeitenden werden nicht „von oben agil gemacht“. Wirklich agile Unternehmenvertrauen und fördern ihre Mitarbeitenden, eröffnen ihnen neue Handlungsspielräume beziehen sie in Entscheidungen ein, geben ihnen Verantwortung geben. Denn ihnen ist klar, dass Effizienz elementar damit zu tun hat, dass sich Mitarbeitende sicher fühlen und dass sie zufrieden sind. Deshalb schaffen agile Unternehmen angstfreie Räume.

  • Teams mit Menschen, die sich durch individuelle Fähigkeiten, Kompetenzen, persönliche Eigenheiten, Interessen, Vorlieben, Bedürfnisse, Lebensumstände sowie Begrenzungen auszeichnen, stehen im Zentrum aller potentiellen genialen Lösungen
  • Menschen bejahende, dynamische Strukturen, die Bedürfnisse und Grenzen von Menschen achten. Rahmenbedingungen, die sich den Mitarbeitenden anpassen anstatt starre Regeln, Abläufe und Hierarchien, denen sich der Mensch anzupassen hat

Agiles Arbeiten braucht agiles Bewusstsein

Agiles Arbeiten heißt, das eigene Bewusstsein zu bewegen. Es ist ein Ansatz, der auf der Frage „Was brauchen Menschen, damit sie in Flow kommen?“ und der dazugehörigen Antwort „Sie müssen sich sicher und wohl fühlen und einander vertrauen“ basiert. Agil sein bedeutet also nach Bedürfnissen zu fragen und strukturell Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese Bedürfnisse erfüllen.

Es ist kein Zufall, dass sich die erste Veröffentlichung zum Thema „Agiles Manifest“ nennt – die ausführliche Beschreibung von Prinzipien, die sich explizit den Bedürfnissen von Menschen widmen. Die Aufgabe von Unternehmen, die agil arbeiten wollen, ist es also, diese Prizinipien ihrem Arbeitsumfeld entsprechend zu übersetzen.

 

Das agile Manifest ist ein Arbeitsbuch

In vielen Unternehmen wird Agiles Arbeiten auf die konkreten Methoden verkürzt, die aus diesen Prinzipien entwickelt wurden. Doch was nützt es, Hierarchien abzuschaffen, wenn sie in den Köpfen weiterhin fest verankert bleiben? Wie sollen Teams funktionieren, wenn es an einem respektvollen Umgang und Vertrauen fehlt? Wie soll sich Experimentierfreude und Kreativität entfalten, wenn gleichzeitig die Null-Fehler-Toleranz gilt? Wo soll die Bereitschaft für Verantwortung herkommen, wenn sie verordnet, Fehlverhalten definiert und sanktioniert wird?

Denn das hilft niemanden: Wenn Agiles Arbeiten nicht mehr ist als eine weitere Methode, um noch schneller noch mehr aus Menschen herauszuholen. Es wäre eine verpasste Chance auf dem Weg in ein anderes Wirtschaften.